Region Chemnitz vom deutschen Wasserstoffnetz ausgeschlossen?

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Dienstag, 25. Juli 2013: Heute Vormittag wurde das Eckpunktepapier, zusammen mit einer Zusammenfassung der Unternehmensstatements, den Medien vorgestellt. Dazu schreibt die IHK Chemnitz auf Presseinformationsseite:

Aufgrund begrenzter Potenziale kann Sachsen seinen Bedarf an grünem Wasserstoff nicht ausschließlich selbst erzeugen und speichern. Das hat der Freistaat Sachsen in der „Sächsischen Wasserstoffstrategie“ festgestellt.Um klimaneutralen Wasserstoff importieren zu können, muss die sächsische Wasserstoffinfrastruktur deshalb Bestandteil des deutschlandweiten Wasserstoffnetzes werden und an das European Hydrogen Backbone angeschlossen sein. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Chemnitz unterstützt das.
„Wasser ist die Kohle der Zukunft, das wusste man bereits 1875. Nun ist es an der Zeit dieses Thema als einen zukunftsweisenden Bestandteil unserer regionalen DNA zu erkennen und mit der starken Kompetenz unserer Kammermitglieder anzupacken“,sagt IHK-Präsident Max Jankowsky.
„Wasserstoff aus sauberen Quellen ist ein Grundpfeiler im Energiesystem der Zukunft. Er wird in den kommenden Jahren fossiles Gas sowie Kraftstoffe in den Sektoren Industrie, Verkehr und Wärme zu großen Teilen substituieren. Gleichzeitig trägt er zur Resilienz in einem defossilen Energiesystem bei. Die Wirtschaftsregion Chemnitz benötigt daher einen schnellen und planbaren Anschluss an das europaweit entstehende Wasserstoffnetz“, sagt auch Karl Lötsch, Geschäftsführer HZwo e.V, dem sächsischen Technologiecluster rund um die Themen Brennstoffzelle und grüner Wasserstoff. 
Hier nun aber droht die Region Südwestsachsen einmal mehr abgehängt zu werden. Die einschlägigen Planungsvarianten für das deutsche Wasserstoff-Kernnetz sehen derzeit keine Anbindung der Region vor. Die Stadt Chemnitz und die Wirtschaft der Region befürchten, ein weiteres Mal benachteiligt zu werden.
„Chemnitz ist ein führender Forschungsstandort im Bereich der Wasserstofftechnologie und deren Anwendung. Mit dem Wasserstoff-Campus Chemnitz entsteht eines der vier nationalen Wasserstoffzentren, das einzige in den neuen Bundesländern. Es wäre deshalb fatal, wenn dieser Standort der Hochtechnologie nicht durch das geplante Wasserstoff-Kernnetz mit dem Energieträger der Zukunft versorgt werden würde,“
sagt der Chemnitzer Oberbürgermeister Sven Schulze
„Zudem stellt die Entscheidung die Weichen für die künftige Entwicklung einer ganzen Region. Die Region darf nicht – wie in der Vergangenheit beim Fernbahnverkehr – von der Transformation der Energieversorgung abgekoppelt werden.“
Der Energiedienstleister eins energie in sachsen betreut mit seiner Tochtergesellschaft inetz GmbH das Netzgebiet und dabei eine Vielzahl an industriellen Großverbrauchern mit einem Energiebedarf von über 100 GWh pro Jahr.
„Unter den 200 größten Industriekunden liegt der Anteil des Gasverbrauchs bei mehr als 2 TWh Erdgas jährlich. Etwa 80 bis 90 Prozent dieses Gasverbrauchs entfallen typischerweise auf die Erzeugung von Prozesswärme während des Produktionsprozesses, wobei nur ein Teil dieser Prozesswärmeerzeugung elektrifiziert werden kann“,
sagt Roland Warner, Vorsitzender der Geschäftsführung von eins energie in sachsen „In Anbetracht des zukünftig hohen Bedarfs an Reserve-Kraftwerken, die dann einspringen sollen, wenn das Stromaufkommen aus Windkraft und Photovoltaik nicht ausreicht, um die Nachfrage allein zu decken, prognostizieren wir bei eins einen erheblichen Bedarf an grünem Wasserstoff für die Strom- und Fernwärmeerzeugung in Chemnitz durch hochflexible KWK-Anlagen in den 2030er Jahren. Dieser Bedarf wird sich voraussichtlich in der Größenordnung von rund 1 TWh und mehr bewegen“, fügt Warner hinzu. „Die Integration in das Wasserstoff-Kernnetz ist somit von größter Bedeutung für eine nachhaltige und zuverlässige Energieversorgung der Region.“
Ansässige Unternehmen in den Schwerpunktbranchen Automobil- und Zuliefererindustrie, Informationstechnologie sowie Maschinen- und Anlagenbau, aber auch Mikrosystemtechnik, Halbleiterindustrie und im Bereich der regenerativen Energie- und Umwelttechnik führen die lange Industrietradition der Region fort.
So ist die Auerhammer Metallwerk GmbH ein international erfolgreicher Produzent von Metallhalbzeugen mit etwa 180 Mitarbeitern. Der Energiebedarf wird aus Strom und Gas gedeckt.
„Pro Jahr besteht ein Gesamtenergiebedarf von rund 17 GWh, davon etwa 9 GWh Gas. Dazu kommen rund 300.000 Kubikmeter Wasserstoff als Prozessgas für Glühprozesse. Bei vollständiger Substitution des Erdgases wird mit einem Verbrauch von 10 bis 15 GWh Wasserstoff im Jahr 2030 gerechnet. Dessen Verfügbarkeit als notwendiges Prozess- und Brenngas ist von essenzieller Bedeutung“,
sagt Dr. Robert Krumbach, Geschäftsführer Auerhammer Metallwerk GmbH, Aue-Bad Schlema.
Der Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft am Technologiestandort Sachsen hat große Wertschöpfungs- und Arbeitsplatzpotenziale. Bei einer Nichtanbindung sehen Unternehmen in Südwestsachsen nicht nur einen Standortnachteil, sondern teilweise sogar ihre Zukunft gefährdet mit erheblichen Konsequenzen für die Arbeitsplätze in der Region. Die IHK Chemnitz und ihre Partner fordern die politischen Vertreter des Freistaats Sachsen und die Vertreter der Kommunen in der Region deshalb eindringlich auf, sich für die Anbindung der Region Südwestsachsen an das deutsche Wasserstoff-Startnetz einzusetzen.

 

Weiterführende Informationen:

Wasserstoff-Kernnetz